Die große Stadt – Berlin. Bunt, energetisch, lehrreich, innovativ, neumodisch. Hier entsteht ein starkes Bewusstsein für Nachhaltigkeit, der Bedarf für Bio, Vegan, Fresh & Natural ist groß genug um zahlreiche (halb-)grüne Ideen und Produkte sprießen zu lassen. Wir besuchten einen Gemeinschaftsgarten auf der wohl größten Freifläche Berlins – dem Tempelhofer Feld. Außerdem, der Besuch des Heldenmarkts – acht Stunden probieren, reden, lesen, staunen – eintausend Eindrücke.
Es ist schwer, einen chronologischen Ablauf unseres Wochenendes wiederzugeben. Nicht aus Gründen der Erinnerung, sondern der Erkenntnis willen.
Die erste Erkenntnis trifft uns auf dem Tempelhofer Feld. Es ist Samstag um die Mittagszeit, mit los pedalos erreichen wir den Gemeinschaftsgarten Allmende-Kontor. Vor einigen Jahren ins Leben gerufen, kann jeder über den Verein ein Stückchen des ehemaligen Flughafens nutzen, um sich mit umgebauten Holzpaletten, selbst konstruierten Beeten oder rustikalen Möbeln zum Gartenbauer zu mausern. Nach vier Jahren zählt der Gemeinschaftsgarten rund 250 Hochbeete und über 500 ehrenamtliche Helfer.
Es ist ein botanisches Labyrinth, dominiert von Holz und Hochsitzen auf denen Passanten die Pflanzenwelt genießen, reden, lesen. Es ist ein schöner, quirliger Ort, welcher uns zeigt, dass kleine Initiativen zu großer Bedeutung für die städtische Bevölkerung werden (können).
Am nächsten Tag ruft uns der Heldenmarkt – was für ein schöner, geflügelter Name. Der nüchterne Untertitel verrät mehr: „Messe für nachhaltigen Konsum“. Dutzende Stände präsentieren Superfood oder vegetarisch-vegane Nahrungsmittel, ethische Banken stellen ihre Konzepte vor, Grünstromanbieter geben sich transparent, faire Modehersteller locken mit eleganten Schnitten und schönen Farben. NGO’s berichten von Erfolgen, globalen Baustellen oder aktuellen Projekten. Es ist so viel, dass uns nach einigen Stunden der Kopf brummt. In die große Inspiration á la „Ich muss sofort meine Bank wechseln! Grünstrom ist auch längst ange….. Hm, dieser Aufstrich ist aber lecker! Sind da Datteln drin?“, mischt sich Überforderung im Sinne von: „Wo fange ich an? Ist das wirklich nachhaltig? Vegane Kondome (sie heißen übrigens Einhorn), aha! Warumsoteuer?“. Es ist ein gutes Gefühl, unter Menschen zu sein, die sich die selben Fragen stellen. Es ist schön, Antworten und Entdeckungen zu sehen. Es ist spannend, den Vorträgen zu lauschen, die konkrete Tips für ein erd- und menschenfreundlicheres Leben geben.
Und eigentlich ist es gar nicht so schwer, unserem Leben auf dieser Erdkugel (von der wir in den nächster Zeit wohl auch nicht weg kommen) eine gute Richtung zu geben. Gar nicht so schwer, ein paar Schritte zu tun, die z.B. besagen: „Ich möchte nicht, dass meine Bank Streubomben finanziert. Ich möchte keine Massentierhaltung. Ich möchte nicht, dass Mitmenschen ausgebeutet und ihrer Kindheit beraubt werden.“ Sowas halt.
Am Ende des Tages sind unsere Taschen prall gefüllt. Mit Chai Tee oder veganem Wein, Hanfwürsten, mit Brotaufstrichen, interessanten Zeitschriften, und dem Bewusstwerden vieler Mitmenschen, die gern harmonischer in und mit unserer Welt leben wollen.
Ich jedenfalls, wechsele jetzt erstmal meinen Stromanbieter. Macht mich das zum Helden?